Jeder Mensch versteht unter Design etwas anderes. Lassen Sie sich von vier unglaublich talentierten Architekten inspirieren und erfahren Sie, wie diese ihren individuellen Stil in ihre Entwürfe und ihr eigenes Zuhause eingebracht haben.
Zu einem Zeitpunkt, zu dem die meisten Architekten ausschliesslich in Superlativen denken und von Riesenbauten träumen, versucht Antonin Ziegler zu den ursprünglichen Grundlagen der Architektur zurückzukehren und meint damit das private Zuhause. Diese Philosophie findet sich bereits in seinen Lehrjahren, als er als Architekturstudent seine Abschlussarbeit der grundlegendsten aller architektonischen Komponenten widmete: der Wand. Nach seinem Universitätsabschluss im Jahr 2003 machte er in grösseren Unternehmen, darunter Paul Chemetov in Paris, CBA Architecture in Rouen und YH2 in Montréal schnell Karriere, bevor er 2012 schliesslich nach Paris zurückkehrte. Hier gründete er sein eigenes Studio, das gezielt auf die Gestaltung privater Wohnbereiche ausgerichtet ist. Antonin Zieglers eigener Raum, den er für sich selbst, seinen Partner und sein Architekturstudio konzipiert hat, entstand von Grund auf in einem Vorort der Stadt auf einem Grundstück von 35 m² in einer ruhigen Strasse. Schmal und hoch ist es und liegt versteckt hinter einem eisernen Tor: „Le 107“, unter diesem Namen ist das Haus bekannt geworden, ist im übertragenen Sinne ein Selbstporträt des freischaffenden Architekten, zu dessen Erkundung er uns eingeladen hat.
Einschränkungen machen mich kreativer – erst innerhalb von Grenzen können wir uns richtig ausdrücken. Bei Le 107 empfand ich diese nicht als besonders einengend. Praktisch gesehen war es so: Da ich quasi mein eigener Kunde war, musste ich lediglich an die Vorgaben der Baubehörde und die Grenzen meines Budgets denken, was mir immer noch genügend Freiheit liess. Interessanterweise erwies sich die Winzigkeit des Grundstücks weniger als Problem als die Höhenbegrenzung, die den Eigentümern der benachbarten Gebäude zugestanden werden musste. Ich musste kreativ werden, um den vorhandenen Platz bestmöglich ausnutzen zu können.
Le 107 zeichnet sich durch eine Kombination aus Offenheit und vertikaler Ausrichtung aus. Das Haus fühlt sich grösser an, als es ist. Im Erdgeschoss gibt es beispielsweise grosse Erkerfenster zur Strasse hin und eine Terrasse nach hinten, was den Innenraum wirkungsvoll in beide Richtungen vergrössert. Die oberen Stockwerke sind ebenso offen und gehen über Treppen ineinander über. Es ist ein Loft – aber ein vertikal ausgerichteter. Ich begeistere mich im Allgemeinen für die Idee, dass Räume austauschbar sein können, dass ihr Zweck nicht in Stein gemeisselt ist. Ich wollte, dass mein Zuhause an einen Traum erinnert und sich selbst die Regeln vorgibt.
Ich habe schlichte Materialien ausgewählt, die zur unmittelbaren Umgebung des Hauses passen. Diese durften auch nicht zu teuer sein, damit ich mir die grossen Erkerfenster leisten konnte, für die ein Grossteil des Baubudgets verbraucht wurde. Materialien, die imitieren oder verbergen, stossen mir im Allgemeinen sauer auf. Ich ziele auch auf Materialkohärenz ab: Wenn möglich, verwende ich für ein Gebäude die gleichen Materialien aussen und innen.
Für mich gibt es zwischen den beiden keinen Unterschied – es kann keinen geben, weil ein Gebäude als Ganzes zu betrachten ist. Ich plane die Aussenfassaden und die Innenräume gleichzeitig und ich kann mir nicht vorstellen, anders zu arbeiten. Das wäre, als malte ein Maler sein Bild nur halb fertig. Es geht vor allen Dingen darum, die Vision als Ganzes zu bewahren.
Die Küche ist das Herzstück des Hauses – bei ausnahmslos allen meiner Projekte. Ich gestalte Küchen gerne so, dass sie grosse Fenster besitzen, da dort das Leben stattfindet und die Menschen dort viel Zeit verbringen. Sie sollen Hingucker sein und Lust darauf machen, sich dort aufzuhalten. Es ist egal, ob sie klein oder geräumig ist oder ob sie nur zwei Möbelstücke enthält. Das Wichtigste ist, dass die Küche das Zentrum des Hauses bildet. Meine eigene Küche dient zum Beispiel als Basis von Le 107. Von jedem Winkel des Hauses aus kann man sie sehen. Ich koche zwar nicht besonders oft, aber ich verbringe viel Zeit dort.
Was mich an der technologischen Evolution von Küchengeräten interessiert, ist ihre nahtlose Integration – bis hin zum kompletten Verschwinden. Wenn der Kühlschrank, der Geschirrspüler und die Dunstabzugshaube unsichtbar werden, ergeben sich für die Küche plötzlich andere Funktionen. Diese Tatsache eröffnet eine Menge Möglichkeiten, nicht nur hinsichtlich der Frage, wie der vorhandene Raum genutzt werden soll, sondern auch hinsichtlich der Frage, wie er gestaltet werden soll.
Ich trenne die beiden strikt. All meine Designs entstehen im Studio, ich arbeite nie in einem anderen Raum des Hauses. Ich bin in dieser Hinsicht also wie jeder andere auch: Nach einem langen Tag mit intensiver Zeichenarbeit freue ich mich, mein Büro verlassen zu können, um mich in einem anderen Raum aufhalten und anderen Dingen nachgehen zu können.
Das tue ich in der Tat. Wenn ich heute ein Projekt annehme, umfasst meine Planungsarbeit nur das, was ich allein fertigstellen kann. Das gefällt mir an der Grössenordnung individuell gestalteter Kleinhäuser: Ich kann meine Vision selbständig realisieren und vollständig die Kontrolle behalten. Es gibt jedoch noch einen anderen Aspekt: Ich gestalte gern Wohnhäuser, weil sie die Quintessenz der Architektur darstellen. Einer unserer stärksten Urinstinkte ist es, einen Unterschlupf zu finden. Das Erste, was ein Architekt skizziert, ist eine Linie zur Begrenzung des Raums, auf der später eine Wand stehen wird.
Fotografie ist eng mit Architektur verknüpft – und zwar so eng, dass ich mich frage, ob ich nicht vielleicht Architekt geworden bin, damit ich Räume erschaffen kann, die für das Fotografiertwerden wie gemacht sind. Jede Ansicht, die bei der Gestaltung eines Hauses entsteht, entwerfe ich, als wäre sie eine Photographie. Die von mir verwendete Software berechnet die Lichtintensität ähnlich wie eine Kamera. So kann ich meine Designs entsprechend anpassen. Manchmal habe ich das Gefühl, eigentlich als Szenograf zu arbeiten.
Ich mag dichte Städte, in denen jeder Winkel und jede Nische ausgefüllt sind. Meiner Meinung nach sind in Frankreich die Gesetze und Vorschriften um einiges zu streng, was die Bebauungsdichte angeht. Eine Stadt wie Paris könnte zum Beispiel vertikal wachsen, wenn wir auf vorhandenen Dächern bauen könnten. Dichte ist ein Katalysator für Kreativität, der Architekten und Städteplaner zwingt, über neue Formen des Wohnens und öffentlichen Raumes nachzudenken. Und neue Formen sind dringend nötig, weil wir die Ausdehnung unserer Städte nicht unbegrenzt weitertreiben können.
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