Jeder Mensch versteht unter Design etwas anderes. Lassen Sie sich von vier unglaublich talentierten Architekten inspirieren und erfahren Sie, wie diese ihren individuellen Stil in ihre Entwürfe und ihr eigenes Zuhause eingebracht haben.
Der rote Faden, der sich durch das Schaffen von Regine Leibinger und Frank Barkow von Barkow Leibinger zieht, besteht darin, einen klassischen Modernismus hervorzubringen, während gleichzeitig der Blick in die Zukunft gerichtet ist. Während bei der Firmengründung im Jahre 1993 noch von einem Schlafzimmer aus gearbeitet wurde, zählt das Architekturstudio inzwischen zu den Top Drei in Deutschland – mit über 90 Angestellten und Büros in Berlin und New York. Das deutsch-amerikanische Paar lernte sich kennen, als beide noch an der Harvard University Architektur studierten. Später kehrten sie im Rahmen von Gastprofessuren wieder dorthin zurück und haben sich seither der wissenschaftlichen Forschung und dem rigorosen Experimentieren verschrieben. Von kolossalen Industriekomplexen, massgeschneiderten Prototypen und futuristischen Installationen bis hin zum Kleinsthaus: Dieses Architekturstudio setzt neueste Erkenntnisse, Materialien und Fabrikationstechniken zu dem Zweck ein, dem Raum einen Sinn zu geben. Und nicht nur das: Barkow Leibinger nutzt die eigene Praxiserfahrung zu dem Zweck, auf globale Herausforderungen zu reagieren, wie nur Architekten dies können. Während eines Vor-Ort-Termins in ihrem Berliner Studio erklärt das Duo, was genau hiermit gemeint ist und warum jeder sein eigener Experte werden sollte.
Leibinger: Der Klimawandel! In Berlin herrschte im vergangenen Sommer an vielen Tagen eine rekordverdächtige Hitze. Auch in unserem Architekturstudio, das in einem Altbau ohne Klimaanlage untergebracht ist, schmorten wir vor uns hin. Als Architekten tragen wir Verantwortung dafür, dem Klimawandel entgegen zu wirken. In unserem konkreten Fall bedeutet dies, dass wir unseren ökologischen Fussabdruck verkleinern, indem wir ressourcenschonend arbeiten und sämtliche Baumaterialien sehr sorgfältig auswählen.
Barkow: Ein weiteres drängendes Problem, über das zu wenig berichtet wird, ist das der Knappheit. Wer weniger Materialien zur Verfügung hat, der hat automatisch weniger Möglichkeiten. Diese besonderen Herausforderungen, denen sich unsere Generation zu stellen hat, prägen in zunehmendem Masse unser Betätigungsfeld und unsere Arbeitsweise. Ein Beispiel für eine geeignete Strategie ist die Verwendung von Materialien, die recyclingfähig sind und nachwachsen können. Eine weitere Strategie kann sein, vorhandene Gebäude umzuwidmen und zu transformieren, um keine neuen bauen zu müssen. Eine dritte Strategie besteht darin, den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern, indem man sein eigener Experte wird. Anstatt darauf zu warten, dass ein Entwickler oder Hersteller neue Materialien und Lösungen anbietet, können wir bestimmte Dinge auf proaktive Weise selbst erforschen, untersuchen und bestimmen.
Leibinger: Ein wirklich vielversprechendes Material, mit dem wir in jüngster Zeit gearbeitet haben, ist Infra-Leichtbeton. Hierbei handelt es sich um Hochleistungsbeton, der an der hiesigen Technischen Universität (TU Berlin) entwickelt wurde. Dieser Beton ist langlebig und belastbar und isoliert gleichzeitig. Dieses Material kann den herkömmlicherweise für die Wärmeisolierung verwendeten Gips ersetzen – glücklicherweise, da diese Gipssorte hochgradig problematisch ist. Sie ist nicht nur giftig, sondern lässt sich auch nur mit hohem Aufwand recyceln. Dieses Problemmaterial hat eine Lebensdauer von etwa zwanzig Jahren und muss anschliessend entfernt und verbrannt werden. Wir haben eng mit Mike Schlaich, seines Zeichens Ingenieur, Forscher und Professor für Beton an der TU, zusammengearbeitet und es geschafft, den Infra-Leichtbeton bis zur Marktreife zu entwickeln. Nach der anfänglichen Experimentierphase arbeiten wir mit diesem nun an einem Wohnhochhaus in Berlin-Friedrichshain und hoffen, dass wir damit anderen Architekten ein Beispiel geben, dem sie folgen.
Barkow: Forschung ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausübung unseres Berufs und wir nutzen die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, um uns so viel Wissen anzueignen, wie wir nur können. Im Jahr 2009 haben wir beispielsweise zusammen mit Chris Bangle, dem Design-Chef von BMW, ein Programm für Harvard-Absolventen organisiert, das die Designphilosophie von GINA zum Thema hat. Bei GINA handelt es sich um einen von Chris mitentwickelten kinetischen Automobilprototypen, der dank eines flexiblen Fahrgestells und seiner elastischen Aussenhaut seine Form ändern kann. Als wir uns klarmachten, wie stark Autos den Stadtraum geformt haben, stellte das meine Studentinnen und Studenten sowie mich selbst vor die Frage, ob wir diesen Trend würden umkehren und diese neue, aus der Automobilbranche stammende Technologie auf den Hausbau übertragen können. Wir erstellten eine Reihe von Wohnbaustudien in Zusammenhang mit kinetischen Gebäuden, die sich bei Bedarf ausdehnen oder schrumpfen können. Die im Zuge dessen entstandenen Ideen waren etwas futuristisch, wenn nicht gar utopisch – die Dringlichkeit, mit der sie benötigt werden, ist jedoch absolut real. Unser Bedarf an Designs, die modular und flexibel genug sind, um die in der heutigen Zeit an uns gestellten Herausforderungen zu bewältigen, steigt stetig.
Barkow: In Deutschland ist eine Kantine diese fürchterliche Art von Cafeteria irgendwo im Kellergeschoss, in der genauso fürchterliches Essen auf den Teller kommt. Daher lautete beim Planen der Kantine für die Firma Trumpf das oberste Ziel, eine möglichst angenehme Umgebung zu gestalten, die für das Mittag- oder Abendessen eine angenehme Atmosphäre schafft. Wir hatten jedoch auch das Gefühl, dass der Raum so viel mehr sein könnte. Was wir kreieren wollten, war nicht nur einfach irgendeine Kantine, sondern eine Art Campus. Dort sollten verschiedenen Gruppen angehörende Menschen – Fabrikarbeiter, Büroangestellte, Kunden, Familienangehörige, Besucher – in einem Kontext interagieren können, der gar nicht besonders präzisiert werden soll. Raum zum Musikhören oder Lesen, für Ausstellungen oder sogar zum Partys-Feiern – das klang nach einer klasse Idee! Wir hegen eine allgemeine Vorliebe für Bauweisen, die gewisse Dinge offenlassen. Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie beispielsweise sollte dem Zweck dienen, Kunst auszustellen, nahm jedoch Kunstformen der Zukunft, die noch gar nicht vorstellbar waren, bereits vorweg. Daher ist die Vorstellung, dass Gebäude Nutzungsformen vorwegnehmen können, die ich als Architekt nicht vorschreiben kann, eine hochinteressante Einlassung.
Leibinger: Wir sollten nicht vergessen zu erwähnen, dass die Anforderungen aussergewöhnlich hoch waren: Die Kantine musste vier Meter unter der Erde liegen und sollte innerhalb des Werksgeländes das Herzstück des sozialen Miteinanders bilden, an das alle anderen Bereiche des Werks über Tunnel angebunden werden sollten. Schnell wurde uns klar, dass die Akustik von entscheidender Bedeutung war. Wenn viele Leute dort sind, ist es in einer Kantine im Normalfall extrem laut und überhaupt nicht einladend. Die Dachkonstruktion aus Holz, in die zum Teil Schallschluckplatten integriert wurden, dämpften den Schall hervorragend. Gleichzeitig sorgten die Oberlichter und die Glasfassaden dafür, dass der Raum von Tageslicht erhellt wird. Am Ende wurde dieser Raum für das Werksgelände wirklich zu dem offenen und vielseitigen Knotenpunkt, der uns vorgeschwebt hatte. Dennoch kann man zwanglos dort hingehen, um einfach nur Schwäbische Maultaschen zu essen.
Barkow: Diese Philosophie des Offenlassens bewährt sich auch dann, wenn man eine Stufe niedriger ansetzt. Für einen unserer ersten spitz zulaufenden Wohntürme planten wir Wohnräume, die den Bewohnern ein grosses Mass an Flexibilität für die Gestaltung von Leben und Wohnen liessen, je nachdem, ob sie es lieber eng oder lieber offen mögen. Natürlich ist der Mensch unterm Strich ein Gewöhnungstier, wie man so sagt, aber ein Raum, der Möglichkeiten zur individuellen Anpassung dank in das Design integrierter Flexibilität und Modularität bietet, kann eine stark stimulierende Wirkung haben – sei es in der Küche oder anderswo.
Leibinger: Küchen sind natürlich etwas tiefgründig Persönliches. Wie Sie den Backofen, den Geschirrspüler und den Kühlschrank konfigurieren, hängt ausschliesslich von Ihren persönlichen Vorlieben, Routinen und Ritualen ab. Entsprechend haben unsere Kunden ein gehöriges Wörtchen mitzureden – sowohl hinsichtlich der Auswahl der Geräte als auch hinsichtlich des Aufstellorts. In Abhängigkeit von der Art des Projekts gelten unterschiedliche Anforderungen hinsichtlich Leistung, Preis und Energieverbrauch. Wir helfen selbstverständlich bei der Auswahl und raten unseren Kunden dazu, Qualität und Langlebigkeit stärker zu gewichten als den Preis. Unserer Erfahrung nach lässt sich auf diese Weise das Geld gut anlegen.
Leibinger: In unserer Wohnung ist die Küche das Zentrum des Miteinanders. Wir haben sie so geplant, dass sie offen und einladend wirkt. Sie soll ein Raum sein, in dem man gerne seine Zeit verbringt und sich mit anderen Familienmitgliedern unterhalten kann. Unterm Strich machen die Details den Unterschied aus. Unsere Kochinsel zum Beispiel ist ein kleines Kunstwerk: Sie ist mit bunten Kacheln verkleidet, welche die in Berlin ansässige Künstlerin Claudia Wieser entworfen hat. Diese Art der Gestaltung macht sie zu einem wirklich besonderen Ort, an dem man sich gerne niederlässt.
Barkow: Dasselbe gilt für die Kantine unseres Berliner Architekturstudios. Sie ist unser „Campus“, der Ort, an dem wir miteinander interagieren, an dem wir uns besser kennenlernen und Tag für Tag Ideen austauschen – was für ein so grosses Team, wie wir es haben, von entscheidender Bedeutung ist. Fragen wie „Woran arbeitest du gerade?“ sind beinahe genauso häufig zu hören wie „Wie war noch mal dein Name?“
Meine Arbeit ist mein Leben und umgekehrt. Als Architekt kann man der Architektur nicht aus dem Weg gehen, vor allem dann nicht, wenn man sein eigenes Zuhause entwirft. Wenn ich mich in meinem Haus umsehe, gibt es immer Dinge, die ich heute bereue und anders machen würde. Weniger Arbeiten ist keine Option für mich – meine Arbeit ist meine Kunst. Doch unser Hund Tommy hat mir sehr dabei geholfen, Struktur und Routine in meine chaotische Welt zu bringen. Wir müssen mit dem Hund spazieren gehen, wodurch eine tägliche Routine entsteht, und ich denke, davon braucht jeder etwas, um ein gesundes, ausgeglichenes Leben führen zu können. Ich bin bestimmt 20 Prozent glücklicher, seit wir diesen Hund haben!
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